Böser Junge, plötzlich lammfromm

Bushidos Leben im Kino: “Zeiten ändern dich”

Bushido wird der Film gefallen, den Regisseur Uli Edel und Drehbuchhautor und Produzent Bernd Eichinger  über ihn gedreht haben. Zwar erzählt er in groben Zügen die Lebensgeschichte des 1978 geboren deutschen Hip-Hop-Stars, doch wird in “Zeiten ändern dich” ein geschöntes Bild des höchst umstrittenen Popkünstlers gezeigt. Seinen frauenverachtender Sexismus (”Jeden Tag hatte ich zwei oder vier Frauen”),  seine Schwulenfeindlichkeit, seine Nähe zum Rechtsextremismus spart  der Film – natürlich – aus. Bushido hat sich selber ja in Interviews auch immer davon distanziert. Allerdings nicht von seinen Texten, die von der Bundesprüfstelle als jugendgefährdend eingestuft werden. Zum Vorbild taugt dieser junge Mann nicht.

Eichinger und Edel erzählen von einem niedlichen Jungen mit Migrantenhintergrund, der unter häuslicher Gewalt leidet, der allein mit seiner Mutter aufwächst und den “Erlkönig” im Deutschunterricht rappen kann. Der als Jugendicher sein Geld mit Drogen  verdient, der oft in Schlägereien verwickelt wird, aber letztlich nur sein Eigentum verteidigt, entweder seine Drogen gegen rivalisierende Dealer oder später sein Luxusautos gegen Neider, die ihm die Reifen aufschlitzen. Da greift einer wie Bushido, was im Japanischen “Weg des Kriegers” bedeutet, schon mal zur Selbstjustiz.

Das Leben von Anis Mohamed Youssef Ferchichi, der  vom Boden der Gesellschaft zum gefeierten  Popstar aufsteigt, böte eine Menge  Ansatzpunkt für einen interessanten Film, doch daran ist der sich selbst spielende Rapper und sein Produzent nicht interessiert. Bushido gibt sich lammfromm, “Zeiten ändern dich” scheint einzig gemacht zu sein, um dem bösen Rapper  ein anderes Image zu verpassen und ihn aus der Schmuddelecke der Indizierung herauszuholen. “Respekt” ist der zentrale Begriff, den er wieder und wieder anführt: “Wenn du keinen Respekt hast, dann bist du ein Niemand, ein Opfer”, sagt er. Respekt z.B. für Homosexuelle ist darin jedoch nicht enthalten.

Der Rapper spielt sich selber. Keine gute Entscheidung, denn als Schauspieler taugt er gar nicht. In viele  Sätze legt er so viel Pathos, dass sie dadurch lächerlich klingen. Aber auch die so hochklassige Schauspieler wie Moritz Bleibtreu als ein Art Berliner Pate und Hannelore Elsner als Bushidos Mutter können hier nichts retten,    denn die Dialoge sind holzschnittartig, die Bildsprache erreicht höchstens das Niveau zweitklassiger TV-Seifenopern.

Pressevorführungen zu “Zeiten ändern Dich” gab es erst zwei Tage vor Startbeginn. Angeblich, weil die Postproduktion sch verzögert habe. Kann man glauben, muss man aber nicht. Vermutlich hat Eichinger gesehen, dass er nur 90 Minuten Kinomüll produziert hat. Immerhin wurden eine Reihe von Interviews in der deutsche Presselandschaft lanciert, in denen Bushido sich so handzahm gab wie im Film. Fragen zu “Zeiten ändern dich2 konnten jedoch nicht gestellt werden, weil ja niemand den Film gesehen hat. So wurde der Öffentlichkeit das Bild eines sympathischen Mannes vermittelt, der an Gott glaubt, sich um seine Mutter kümmert und sehr gern ein Vorbild für die Jugend wäre. Der Hip-Hop-Saulus wandelt sich zum Paulus. Wer’s glaubt!

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