Die australischen Retro-Rocker stellen ihr neues Album “Cosmic Egg” im Knust vor
Led Zeppelin wird niemand mehr auf der Bühne erleben. Thin Lizzy ebenso wenig. Und Black Sabbath wohl auch nicht. Zum Glück gibt es Wolfmother. Der Name steht für die Synergie der Gegenwart aus den Rockklassikern der 70er-Jahre, kurz Retrorock. Manchmal singt Andrew Stockdale wie Ozzy Osbourne, manchmal wie Robert Plant, der gerade Pubrock von Thin Lizzy hat ebenso seine unüberhörbaren Spuren hinterlassen wie die Gitarrenattacken eines Jimmy Page. Vor drei Jahren stürmte das Trio aus Sydney die Festivalbühnen Europas und Amerikas. Wolfmother war die Wiedergeburt des Power-Rock-Trios.
Drei Jahre nach ihrem kometenhaften Aufstieg ist aus dem Trio ein Quartett geworden. Bassist Chris Ross und Schlagzeuger Myles Heskett verließen die Band, Stockdale hat sich neue Mitstreiter und vor allem einen zweiten Gitarristen gesucht, was ihn enorm entlastet, denn er war Page und Plant, Osbourne und Iommi in einer Person. Zum Warmwerden und um Begehrlichkeiten zu schaffen, absolviert die zweite Wolfmother-Auflage gerade eine Tournee durch Europa und Nordamerika. Gespielt wird in kleinen Clubs, die allesamt ausverkauft sind.
In Hamburg hat die Band sich für das Knust entschieden. Draußen enttäuschte Gesichter derjenigen, die auch mit den traurigsten Dackelaugen niemanden überreden können, ihnen ein Ticket zu verkaufen, drinnen eine dichtgedrängte Menge, bereit, die Energie von der Bühne 1:1 zurückzugeben. Es brodelt, es kocht. Arme recken sich nach oben. Ausgestreckte Zeigefinger schlagen den Takt. Eine Blondine spielt verzückt Luftgitarre, ein Typ mit Brad-Pitt-Basterds-Oberlippenbart hat es auf die Bühne geschafft und springt in die Menge, um über der Crowd zu surfen.
Andrew Stockdale schleudert die Energie nur so heraus. Er reißt seine Gitarre hoch, jagt am unteren Rand des Griffbretts mit Hochgeschwindigkeit über die Saiten und jagt Impuls nach Impuls in die unter ihm tobende Menge. Bassist und Keyboarder Ian Peres, ein bärtiger, bis zu den Augen zugewachsener Kobold springt neben Stockdale auf und ab, während der zweite Gitarrist Aidan Nemeth und Schlagzeuger Dave Atkins mit Rollen im Hintergrund bescheiden. Aber auch sie sind ein wichtiger Teil dieses Rock-Kraftwerks.
In der kommenden Woche erscheint „Cosmic Egg“, das zweite Album der Australier, aus der sie ein paar neue Nummern wie den Titeltrack, „New Moon Rising“ und „White Feather“ spielten, der Großteil des Repertoires stammt jedoch aus dem vor drei Jahren erschienenen Debütalbum: „Dimension“, „Colossal“ und „White Unicorn“ stehen auf der Setlist und natürlich der Hit „Joker & The Thief“. Den spart Wolfmother sich für die letzte Zugabe des 85minütigen Auftritts auf. Die Dramaturgie ist aufgegangen, für die meisten sind Wolfmother gerade die beste Band der Welt. Nächste Woche das neue Album kaufen und dann Ausschau nach den nächsten Liveterminen halten. Wer war noch mal Led Zeppelin?
Photo: © Stefan Malzkorn/Hamburg